Müssen PR-ler Markup können?
Ich greife das auf, weil mein
alter ehemaliger Prof Heinz die selbe Frage für Journalisten aufgeworfen hat. Er schreibt bezugnehmend auf Mindy McAdams
Fast alle Beteiligten sind sich darüber einig, dass Journalistinnen ohne HTML- und CSS-Kenntnisse heute entschieden schlechtere (bzw. überhaupt keine) Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben, und dass man beides im Quellcode, also mit einem Texteditor erlernen muss, statt mit Tools wie Dreamweaver. Am wichtigsten ist es dabei, auch darin besteht Konsens, die semantische Struktur von Dokumenten zu verstehen; Code-Feinheiten sind nicht relevant.
Gilt das also auch für die „Dunkle Seite der Kommmunikation“? Müssen PR-ler auch HTML/XML und/oder CSS können? Ich finde ja. Nicht so sehr, weil man das im eigentlichen Alltag brauchen würde. Die Zeiten, in denen man im Code des Pressebereichs einer Website herumwurschteln musste sind ja Gott sei Dank vorbei. Aber wer sich mal ohne Dreamweaver nur mit dem Editor mit HTML oder xml befasst hat, der bekommt ein völlig neues Gefühl für die Funktion von (Hyper)Text. Und das braucht man, wenn man vernünftige Inhalte fürs Web produzieren möchte.
Ich habe erschreckender Weise als Student von meinen „Journalismus und PR“-Kommilitonen Sprüche gehört wie: „Ich bin doch kein Programmierer“ oder „Wenn ich da ein Problem habe, dann hol ich halt den Admin“. Und diese Denke führt mmn. besonders in der Kommunikationsbranche dazu, dass das Internet immer noch falsch genutzt wird. Wenn man sich nämlich nicht mit den technischen Aspekten auseinandersetzen will, dann verschickt man am Ende vielleicht gefakte Mails, weil man denkt, die lassen sich nicht zurückverfolgen, schönt den Wikipediabeitrag zum unternehmen mit der Firmen IP Adresse oder entwickelt unnütze Konzepte für den Internetauftritt der eigenen Zeitung.
Wer das Web nicht zumindest ansatzweise technisch versteht kann Entwicklungen nicht steuern, sondern bleibt bis zu einem gewissen Grad Passagier. Das Lernen von HTML ist ein erster Schritt in diese für viele immer noch neue und unverständliche Kommunikations-Welt und gehört daher zwingend in die PR-Ausbildung. Ich würde von meinem PC-Spezialisten auch erwarten, dass er noch DOS kann.
Ich möchte hier eine Lanze dafür brechen, dass man nicht HTML können muss, oder auf unterschiedlichen Screens zu Hause sein muss, um sich mit dem Thema online Kommunikation zu beschäftigen. Meiner Meinung nach baut das ganze Mitmach-Web maßgeblich auf dem Umstand, dass die (programmier)technische Komponente nicht mehr jenen Stellenwert hat, wie es einmal war. Und ich bin heilfroh, dass diese Zeiten vorbei sind. Dass ich mich mit einem Programmierer nicht werde unterhalten können bzw. mit ihm gemeinsam keine großen Sprünge werde machen können, wenn ich mich mit einigen fundamentalen Dingen des Webs nicht auseinander gesetzt habe, ist allerdings auch klar.
Ich sehe es grundsätzlich auch so. Ohne ein gewisses Verständnis für die Technik werde ich nie in der Lage sein, diese in all ihren Möglichkeiten zu nutzen. Für den Laien spielt das keine Rolle. Der Profi aber wird hinter seine Wettbewerber zurückfallen.
In diesem Sinne bin ich schon sehr gespannt, wie sich auf Dauer Projekte wie „Zoomer“ entwickeln. Das Team in Berlin dürfte in weiten Teilen keine Ahnung von der Technik haben und immer auf den oder die System-Administratoren angewiesen sein. Das kann eigentlich nicht gut gehen…
Danke für den Beitrag – bin leider mit dem Verfolgen von Weblogs etwas zurück…
Ich bin mit dem Thema noch nicht fertig. Allerdings gelingt es mir noch nicht, eine wirklich schlüssige Argumentation zu formulieren. Ich glaube, dass der Ansatz, zwischen der „niedrigen“ Technik und den „höheren“ Inhalten zu unterscheiden, grundsätzlich falsch ist. Es gibt nicht so etwas wie einen kategorialen Unterschied zwischen dem Sprechen oder Schreiben hier und dem Coden da. Es gibt nur unterschiedliche Abstraktionslevel und unterschiedliche Techniken. Es gibt auch nicht so etwas wie ein technikfreies „reines“ Sprechen, sondern jedes Sprechen oder jede Kommunikation ist heteroklit. Zum Kommunizieren, jedenfalls zum professionellen Kommuniziereh heute gehört es einfach mit Hyperlinks umgehen zu können, für die Darstellung auf unterschiedlichen Screens schreiben zu können, Publikationen via Newsfeed subskribierbar machen zu können und und und. Das ist so elementar, wie vor einem Auditorium die richtige Lautstärke zu haben. Theoretische Kenntnisse sind dafür nicht unbedingt nötig, sie erleichtern es aber, die Möglichkeiten auszuschöpfen.
Um das zu unterfüttern, würde ich gerne die Konzepte von Bruno Latour über die Rolle der Dinge und ihre Humanisierung auf die Daten und damit verbundene Techniken übertragen. Aber das ist nicht so leicht.