Ich will kein Spammer sein
Habe neulich im Bekanntenkreis folgende Frage diskutiert: Wenn es so ist, dass ich werblich niemandem eine E-Mail schicken kann, es sei denn, er hat sich dazu bereiterklärt (otp-in). Darf ich dann Bloggern eine „unautorisierte“ E-Mail schicken, sie also im Rahmen einer PR-Maßnahme zusenden? Ich rede jetzt nicht von irgendwelchen Tricksereien von der Art, sondern von einer sauberen Information, wo Absender und Auftraggeber klar ersichtlich werden, das Thema zum Blogger passt usw.
Als klassischer PR-ler ist man da in der Regel fein raus, weil Journalisten ja auf Presseinfos angewiesen sind und wenn man sein Handwerkszeug kann bekommt man da auch keine Probleme. Aber wie ist es mit Bloggern, die ja i.d.R. Privatpersonen sind und nich zwingend ein berufliches Interesse an PR-Inhalten haben. Nach meinem Verständnis (bin da aber alles andere als ein Experte) müssten E-Mails an Blogger demnach auch nach dem opt-in Verfahren autorisiert werden, oder?
Das würde die klassische Gießkannen PR im Web in den Bereich eines Rechtsverstoßes rücken. Man wäre dann ein Spammer. Und das wiederum bedeutet, dass man mit Bloggern nur persönlich am Telefon oder aber per Brief (wie albern) kommunizieren darf. Auch ein Switch auf die SMR würde da nix bringen. Mail Versand ist halt eben E-Mail Versand.
Für mich zeigt es, dass zwei Dinge in der PR im zweiten Netz wirklich zählen:
- Persönliche Kontakte, die man als Berufskommunikator im Web 2.0 mehr noch als in der klassischen Pressewelt aufbauen und pflegen muss. Für mich persönlich heißt das vor allem: Keiner wird verarscht und jeder ernst genommen.
- Ein gut geführtes und vernetztes Corporate Blog, denn nur so kann man seine Infos verbreiten.
Alternativ dazu bliebe natürlich noch die Möglichkeit, dass die Blogger es uns PR-lern selbst sagen: z.B. mit dieser Lösung.
Oder aber – vielleicht auch ne nette Geschäftsidee: Man baut ein zentrales Portal auf, in das Unternehmen ihre RSS-Feed einspleißen können. Die Feeds werden dann thematisch zusammengefasst (z.B. mit Yahoo Pipes). Die Blogger könnten sich dann per Output-RSS die Feeds zusammensuchen, die sie haben wollen.
Spam oder nicht Spam, das kommt sehr auf Inhalt und Form der Übermittlung an, der Übermittlungsweg ist eher unerheblich. Wenn man ein Massenprodukt per Mail (verborgene Empfänger!) oder anderswie erhält, ist das Spam. Wenn man persönlich angesprochen wird und der Text, wenn auch nur geringfügig gegenüber dem an andere Adressaten verändert, individueller ist, ist das in Ordnung. Da muß man sich eben ein wenig mehr Arbeit machen als ein hübsches Mailprogrämmchen abzufeuern. Das ist auch nicht anders als beim altmodischen Briefkasten an der Haustür, wo man sich über die wöchentliche Schlecker-Verstopfung ärgert, dagegen einem Brief, der ein wenig mehr hermacht, mehr Aufmerksamkeit schenkt.
Hm… ich sehe dieses ganze Thema SMR irgendwie immer kritischer. Gerade bei kleineren Unternehmen, die um Aufmerksamkeit kämpfen müssen sind da sicher der Gefahr ausgesetzt, das ihre Pull-Site einfach übersehen wird. Besonders von Google. Was bringt mir ne smr, wenn sie keiner findet? Das SMR kann bei großen unternehmen funktionieren… bei kleinen? ich weiß nicht.
Hallo Flo,
falls ich kurz meinen Sermon hinzufügen darf: Da die SMR wenn richtig genutzt eben nicht versendet sondern per RSS abonniert wird, macht das eben doch einen Unterschied.
Falls Du Interesse hast: Schau doch mal auf die Homepage meines Arbeitgebers, da findest Du unter „Neuigkeiten“ einen heute erschienenen Fachbeitrag zum Thema 😉 der in den nächsten Tagen auch im PR-Guide erscheint. Über Rückmeldungen dazu freue ich mich generell – sei es zustimmend oder kritisierend 🙂
Grüße, Bastian