Photoshop und Degradierung des Beweises
Menschen sind schon komische Leute: Neulich sprach ich mit einem Kollegen in der Bar über die „Manipulationsfestigkeit“ der geschriebenen Sprache. Seine Aussage: Eigentlich kann jeder alles schreiben und jeder weiß, das jeder alles schreiben kann. Also ist die Schrift kein reliables und damit glaubwürdiges Medium. Okay. Der Typ ist ein bissl durchgestigt, aber was solls, er hat schon nen Punkt.
Auf dem Nachhauseweg hab ich mir so meine Gedanken darüber gemacht und bin drauf gekommen, dass das nicht nur für Schrift gilt, sondern in der Tat für absolut jedes Medium. Das schlimme daran ist, dass wir unterschiedliche Medien aber sehr unterschiedlich in punkto Glaubwürdigkeit bewerten. Einer Fotografie oder einem Bild räumen wir sehr viel mehr Glaubwürdigkeit ein, als einem Text. Liegt wohl psychologisch daran, dass wir glauben, die Realität sei hier in die Fotografie gebannt. Das das nicht stimmt liegt auf der Hand. Die fotografie und der Film zeigen (oder besser zeigten) immer nur einen Ausschnitt der Realität und das ist allein schon sehr manipulativ.
Heute aber haben wir Photoshop und Photoshop kann viel Mehr. Mit Photoshop kann man die Realitätswahrnehmung der Rezipienten beliebig beeinflussen. Hier ein paar Kostproben:
ARVE Error: need id and providerUnd eigentlich merkt man es nur, wenn man zufällig über Dilletantismus stolpert. Dazu gibts ein Super Blog. Absolutes Muss!!!
Mehr noch: Mittlerweile geht das sogar mit Film, der eine noch höhere Glaubwürdigkeit hat als das Bild.
Oder sogar mit Musik
ARVE Error: need id and providerIch finde das hat krasse Auswirkungen auf unsere Wahrnehmung (internessant hier: wahr-nehmen): Wir können im Prinzip nicht mehr Realität von Fiktion unterscheiden. Aus PR und aus Journalismus-Sicht heißt das: Das einzige was hier noch hilft ist das Vertrauen des Rezipienten. D.H. dieser Maxime muss alles andere untergeordnet werden. Denn alles andere hat keinen Bestand. Also: Weg mit den Advertorials und den gekauften N24 Dokus und die PR sollte solche Mätzchen schlicht aus dem Angebot streichen. Sonst enzieht sie dem Journalismus und sich selbst das rezipientenvertrauen udn damit die Existenzgrundlage.
Wie würde es Chrurchill ausdrücken: Traue keinem Bild, das Du nicht selbst gefälscht hast.
HalliHallo!
Erstmal muss ich sagen, ob es vielleicht noch einen aktuelleren Link vom 2. Video gibt. Würde mir das noch sehr gerne ansehen, denn das 1. hat mich wirklich fasziniert. Kenne diese Tools von Photoshop aber habe mich noch nie mit solchen extremen befasst, eher um kleinere Konturen und Bildstörungen auszubessern. Weil das ist ja wirklich der Hammer – Nun verstehe ich auch wie leicht und einfach, die Hersteller die Unterwäsche Models auf den riesen Plakaten in der Stadt immer verschönern.
Philosophisch betrachtet finde ich es genau wie Realistisch betrachtet als Betrug und als Aufhetzerei von z.B. (jetzt wirklich nur als eines von vielen Beispielen) Jugendlichen einem Schönheitswahn nachzueifern.
Beste Grüße,
die Tierfreundin
naja, mir gings dabei eigentlich nicht um verschönerungsmöglichkeiten im sinne meines eigenen ästhetischen empfindens, sondern mehr darum, dass das möglich ist. aber im ernst:
was halt schon krass ist, ist die tatsache, dass wir von webers auraverlust des kunstwerks durch massenhafte reproduktion hinkommen zu … ja… was eigentlich? wird die massenhafte reproduktion wiederbeseelt durch solche „abstraktionsverfahren“ oder wird dem kunstwerk die nicht vonhandene aura ein zweites mal geraubt? kein plan! man müsste sich mal philosophisch damit auseinandersetzen.
Wow die Video sind der Hammer vor allem des Erste, das hat mich extrem faziniert. Wenn es nur auch in wirklichkeit so gehen würde. Dann hätten wir nur noch hübsche Mädels.
Das ganze hat ja auch einen entscheidenten Nachteil– man kann niemand mehr trauen