Ich google deine Weste weiß
Sehr interessanter Beitrag auf der Reader-Edition. Readers Edition » Meinungsmanipulation 2.0.Darin Beschreibt der Autor ein Gespräch mit einem nicht näher genannten Amerikaner, der leider wenig detailliert darlegt, wie US-Unternehmen kritische Beiträger in Suchmaschinen dadurch eliminieren, dass sie diese mehr oder weniger „wegoptimieren“. Heißt konkret:
Die Suchmaschinen von Google bis Ask sortieren die SERP nach Relevanz. Im Grunde werden die Links gewertet, die auf eine bestimmte Seite zeigen. […] Da immer nach Produktbezeichnung in Kombination mit Firmenname gesucht wird, war das Projekt heikel. Gelöst haben wir das Problem, indem wir eben über angebliche Tests des Produktes. Wir waren so gut, dass Blogger sogar so getan haben, als hätten sie das Teil auch in den Fingern gehabt. Abgefahren!
Naja… also abgefahren wäre nicht meine Wortwahl. Krass vielleicht eher. Kann das funktionieren? Ich glaube schon. Wenn ich mir ansehe, wie schnell Google frische Blogs gut ranked: Im Prinzip wäre das ganz einfach: Man nehme 3-4 Studenten auf 400 Euro Basis und lässt die den ganzen tag nix anders machen, als Blogs aufzubauen. Sagen wir bei Blogger.com, bei wordpress.com und bei typepad. Die schaffen sicher so 30 bis 40 Blogs pro Nase zu betreuen. So… dann fängt man an diese sagen wir mal 160 Blogs untereinander zu vernetzen. Wen man dann konzertiert über gewissen Dinge bloggen lässt, dann sollte es eigentlich möglich sein, zumindest bei nicht ganz so populären Suchbegriffen, andere Inhalte wegzuoptimieren. Bei den größeren Sachen muss man halt ein paar nummern größer denken. Immerhin geht es für große Unternehmen nicht selten um Millionenbeträge. Dementsprechend hoch kann auch Aufwand betrieben werden. Sagen wir: nicht 4 Studis, sondern 40? das wären dann 1600 Blogs. Nicht zu verachten diese Blogarmee. und man könnte sogar ein proaktives und ziemlich kriminelles „Geschäftsmodell“ draus machen: So eine Art DDOS-Attacke auf die Suchmaschine. So nach dem Motto: Entweder du zahlst uns XX Euro oder wir fluten Google mit miserablen Rezensionen über alles deine Consumer-Produkte. Passiert sowas schon?
Wenn es wirklich stimmt, was in dem Artikel drinsteht, dann haben algorithmusbasierte Suchmaschinen ein riesen Problem, wenn das Schule macht. Der Erfolg des Internets und der Suchmaschinen ist mmn. sehr stark zusammenhängend mit der Tatsache, dass diese Maschinen über ein par Jahre hinweg unabhängige Informationen weitergegeben haben. Sie waren darum fast interessanter als journalistische Information, denn diese wurde von Generationen von PR-lern institutionalisiert manipuliert. Die Maschine schien dagegen unbestechlich. Jetzt zeigt sich immer mehr, dass die Maschine immer dann ganz schlecht performt, wenn man hinter ihre Funktionsweise kommt. Auch wenn das bei Google nie ganz der Fall sein wird. Teile davon sind bekannt und lassen sich ausnutzen. z.B. die manische Überbewertung von Blogs durch Google.
Wenn ich es mir recht überlege… Wenn ich nach Consumer Electronics Teilen Google habe ich teilweise schon jetzt das Gefühl, dass mir Google keine vernünftigen Auskünfte mehr gibt. Und je öfter solche Aktionen laufen werden, desto schlechter werden die Ergebnisse von Google und co. werden. Das ist mmn. auch der Grund, warum Moutainview die Linkhändler so brutal bestraft hat. Sie kratzen an den Grundfesten von Google selbst.
Für mich als PR-ler und Netzgeek sind solche Nacht und Nebel Aktionen trotzdem nichts: Das hat vor allem zwei Gründe: Erstens bin ich der Meinung, dass solche Geschichten gerade im Netz immer früher oder später rauskommen… sie sind also viel zu gefährlich. Zweitens habe ich ein gewisse Affinität zum Netz entwickelt und da wäre ich ja blöd, wenn ich „mein Medium“ unterminieren würde. Leider scheinen nicht alle so zu denken… oder denen wird einfach viel mehr bezahlt als mir :-). Es ist auch als PR-ler das gleich Problem, das man mit regulären Medien auch hat. Zwar bringt eine Manipulation einen schnellen Erfolg, aber langfristig zerstört sie die Glaubwürdigkeit des Trägermediums und schädigt damit die eigene Arbeitsgundlage.
@ Matthias Schwenk:
Es ist nicht der bessere PageRank, es sind viele Faktoren, die die Position in den Suchergebnissen beeinflussen.
Solche Aktionen sind durchaus im Bereich des möglichen. Ich bin allerdings auch der Auffassung, dass solche Geschichten schnell auffliegen und dann ist der Ruf ruiniert.
Das reinigt sich das Medium Internet selbst, da gerade die Möglichkeiten des Web 2.0 und die doch weite Verbreitung von Weblogs eine „unabhängige Basis“ ergeben.
Trau schau wem?
Was man nicht anfassen kann, existiert womöglich nicht.
naja… wenn man per eintrag bezahlt wird, nimmt der eifer eben nicht ab.
Ich kann nicht recht glauben, dass jemand gezielt eine Reihe von Leuten bloggen lässt, nur damit dann vorteilhafte Links in den Suchergebnissen bei Google weniger schmeichelhafte Einträge (aufgrund eines besseren Pageranks) verdrängen. Zumal man das nicht einfach nur mal so ein paar Wochen lang machen kann – lässt der Eifer nach, rutscht nach und nach auch der Pagerank wieder ab.
Dazu kommt: Die Platzierungen bei den Suchergebnissen sind eine Sache. Eine andere ist aber noch die Glaubwürdigkeit der Quelle. Wenn völlig namenlose Blogs ein Produkt oder eine Firma loben, dürfte das nur auf unbedarfte Naturen Eindruck machen. Alle anderen suchen gezielt in einschlägigen Medien (bekannte Blogs, namhafte Zeitungen…) nach der Berichterstattung und sehen dann schnell was Sache ist.