Der altmediale Teufelskreis

wenn man einigen Wirtschaftleuten glauben darf, dann steuern wir mitten in die nächste Phase von wirtschaftlicher Stagnation oder vielleicht sogar Rezession. Und wie so oft werden die Medien die ersten Verlierer dieser Entwicklung sein. Medien sind ein prima Frühindikator für die wirtschaftliche Entwicklung. Das erste, was andere Unternehmen zusammenstreichen, wenn’s ihnen nicht so gut geht, sind die Werbeetats. Bisher habe die Medien solche Krisen immer halbwegs gut weggesteckt, aber dieses mal sehe ich das nicht, dennn etwas fundamentales hat sich verändert. Google ist da. Viele Unternehmen werden sich genau überlegen, wie sie ihre geschrumpften Werbeetats verteilen werden. Mit einer Anzeigenkampagne in Print, die mindestens 100.000 Euro kostet, oder ob man die Hälfte davon in Aktionen wie Suchwortmarketing und andere Online-Marketing-Maßnahmen pumpt. Ich denke, viele werden sich SEM und Co als kostengünstige Alternative überlegen und Ihre Etats von den klassischen Medien abziehen. Die aber haben noch nicht mal den Zusammenbruch ihres Kleinanzeigengeschäfts richtig verkraftet, wie man immer wieder hört, wenn man mit Verlagsleuten spricht. Was also wird passieren? Die Zeitungen werden sparen müssen. Und das macht man am besten da, wo die Kosten entstehen. Bei der Produktion. Bei Druck und Distribution ist nicht viel zu holen, wohl aber bei der Inhalteproduktion. Umfänge und Redaktionen werden ausgedünnt werden, ein Rumpfmannschaft, wird die Zeitung mehr schlecht als recht über die Runden bringen. Möglichkeiten zur Schaltung bezahlter, ungekennzeichneter Artikel aus der PR Industrie werden dann Tür und Tor geöffnet. Erstens, weil man auf das Geld angewiesen ist, zweitens, weil man ja auch sein Zeitung voll bekommen muss.

Die Konsequenz dieser Entwicklung wird sein, dass gerade die Tageszeitungen, die am meisten mit der Krise zu kämpfen haben werden, viel von dem einbüßen werden, was das wichtigste Gut im Journalismus ist. Glaubwürdigkeit. Und das wiederum wird dazu führen, dass weniger Menschen bock haben, sich den Kram zu kaufen. Und das macht Zeitung uninteressanter für Werbekunden. Ein Teufelskreis kommt in Gang.

Warum werden Zeitungen besonders betroffen sein? Weil diese am ehesten durch das Internet substituierbar sind. Magazine bieten Hintergründe und große Stories. Zeitungen tun das manchmal auch, aber das Brot und Butter Geschäft ist News. Mit der zunehmenden Mobilisierung des Iternet wird dieses Medium somit eigentlich eh obsolet.

Was kann man als Zeitungsverleger tun? Hm… schwer. Ich glaube nicht, dass es mit der Entwicklung von Geschäftsmodellen getan ist.  Man wird die Verlage als solches auf den Kopf stellen müssen. Die Organisationsform des Zeitungsverlages hat ausgedient. Sie ist zu unflexibel, zu langsam und vor allem zu teuer. Gleiches gilt für feste Redaktionen. Eine Möglichkeit wäre, dass sich die Journalisten zu einem Kollektiv zusammenschließen und die eine Multiblogplattform ins Leben Rufen, die sie mit den Inhalten füllen. Verdient wird nach Revenue Share. Der ist höher, wenn die Reichweite kombiniert wird.  Da wird aber viele Journis weiter ins Präkariat treiben. Zieht euch warm an, Kollegen. Dieser Winter wird kalt.

Passend dazu ein weiterführendes bei:
Medienlese

W&V

Medienrauschen

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