Öffis im Internet: Machs Super
Die BBC macht es vor. Öffentlich rechtliche Medien können fantastisches Online-Programm machen. In Deutschland kommen sie langsam, seeeeehr langsam auf den Trichter.
In meiner Ex-Heimat Österreich ist es aber ein wenig… nun ja… Österreichischer. Denn da gibt es den ORF-Programmdirektor Wolfgang Lorenz, und der sagte anlässlich eines Symposiums nicht etwa sachen, wie „Das Internet ist die Zukunft“, oder „Wir brauchen rentable Geschäftsmodelle als Contentlieferanten im Internet“… nein Lorenz sagte laut Kurier:
die Jugend hätte kein Interesse an der Realität und würde sich nur im „Scheiß-Internet verkriechen“…ihm sei „scheißegal, was die jungen Menschen im Internet machen“ würden und sprach dem Internet gesellschaftspolitische Relevanz ab.
Das ist natürlich bei uns auch nicht viel Besser: Erst vor kurzem musste man sich als Web-ler in Piefkonien über Michael Konken, Chef des dt. Journalistenverband wundern. Offenbar haben die klassischen Journis mächtig die Hosen voll. Und wenn man sich die Entwicklungen im Anzeigengeschäft anschaut, dann ist auch klar warum. Anyway…
Jedenfalls waren die Reaktionen in der österreichischen Community heftig und teilweise auch deftig. Ein paar Leute machten sogar die Seite www.scheißinternet.at auf, in dem Sie sehr elegant und Web 2.0ig einen Sammelbrief an Hr. Lorenz crowdsourcen.
Eine Andere Idee geht den exakt anderen Weg und könnte daher ein einzigartiges Projekt werden. Statt den ORF mit schimpf und schande zu übergießen, können die User jetzt konstruktiv Vorschläge machen, wie der ORF sein Internet Programm verbessern könnte. Das ist keine Aktion des ORF, sondern von engagierten Internet-Usern. Das Ding heißt Superinternet.at und erfreut sich bereits einiger Beliebtheit. Dahinter stehen das Elevate Festival und die FH-Joanneum.
Ich finde das wunderbar. Die Öffentlichkeit sollte mehr gestalten in den öffentlich rechtlichen Medien. Auch wenn das bedeutet, dass die Betonköpfe in den Chefetagen ein bisschen ihrer Macht aufgeben müssen. Denkt daran, Ihr Öffi-Bosse. Das sind nicht eure Medien. Es sind unsere.
Beim ORF wirds auch Zeit, dass sich im Netz was tut. Da hat sich seit 2002 nichts verändert. Die spielen also in Netz-Zeitsprüngen gerechtnet, auf dem Grammophon, während der rest iTunes spielt. Was schade ist, denn die Inhalte sind gut. Beim ORF und auch bei vielen anderen Medienhäusern hat man aber immernoch nicht erkannt, dass es beim neuen Internet nicht um Information geht (die ist genug vorhanden), sondern um Metainformation. Aber das ist ein anderes Kapitel.