Was bringen mir die alten Medien noch?
Zeit für etwas Kulturpessimismus. Was bringen mir die alten Medien noch? Warum sollte ich mir ein SZ-Abo leisten, oder den Kicker bestellen? Oder warum sollte ich mir einen Nachrichten-Sender wie N24 ansehen? Es gibt kaum noch einen Grund dazu:
Nachrichten TV hat sich schon lange Ad-Absurdum geführt. Das ist mir beim Tod von Michael Jackson aufgefallen, den ich über Twitter erfuhr, dann CNN einschaltete und BBC World und dann dort genau das hier passierte (dank an, via):
Print: Ist auch ziemlich irrelevant geworden. Was interessieren mich Nachrichten von Gestern. Außerdem stecken die in der Todesspirale aus zurückgehenden Auflagen und verminderter Recherchequalität. Das wäre übrigens der einzige Punkt, der mich überzeugen würde, ein Medium noch mal zu kaufen, aber wenn man sich so anschaut, was die Investigative Speerspitze des deutschen Journalismus‘, der Spiegel, in seiner aktuellen Ausgabe über Michael Jackson zusammenbringt… Da bin ich auf Twitter fast besser informiert, besonders in Zeiten, in denen Twitter mehr Unique User hat als die New York Times. Kurz und prägnent: Print macht einfach keinen Sinn.
Noch immer haben die Verlage nicht verstanden, dass die Zeit der Linearen Medien(konsumation) vorbei ist. Es waren einmal die Medien, sagen deshalb auch Monochrom.
Auch hat man nicht verstanden, dass Journalismus heute mehr denn je ein Prozess ist, der sich der Wahrheit annähert, und nicht dazu gedacht ist, die Realität/Wahrheit in einem abgeschlossenen Stück einmalig final festzulegen.
Die Frage ist also, was kommt danach? Sicher ist: Der Bedarf an Journalismus ist weiterhin da. Nur der Bedarf an Verlag eben nicht. Vielleicht können diese beiden Herren eine Antwort geben?
Journalism and Social Media: Video Interview from ReadWriteWeb on Vimeo.
Bild: cc-by www.flickr.com/photos/inju/112082907/
I beg to disagree. Wenn irgendein Twitterer den Tod von MJ voreilig meldet, ist das schlicht unverantwortlich und noch dazu pietätlos. MJ ist nämlich nicht schon tot, wenn seine Gehirnströme auf Null stehen und schon gar nicht, wenn eine derart widerliche Website wie tmz.com das meldet, sondern, wenn der zuständige Arzt bzw. in USA der zuständige Leichenbeschauer den Tod bestätigt hat. Und das ist bei MJ eine ganze Weile nach den ersten Twitter- oder TMZ-Meldungen geschehen. Die heutige Medizin ist weit genug, um solche „Scheintode“ gelegentlich zu revidieren. In so einem Fall hört man von diesen übereifrigen Pseudo-Journalisten nämlich nichts mehr zum Thema. Welchen Mehrwert hat es denn, daß man ein paar Minuten früher weiß, daß dieser arme Kerl seinem verkorksten Leben nunmehr zum Opfer gefallen ist? Obwohl es hier nicht ganz paßt, möchte ich an das Amüsement erinnern, das Mark Twain bei der Kommentierung einer Meldung über seinen eigenen Tod empfand. Wohin diese McDonaldisierung des Journalismus führt, hat man deutlich bei den Terroranschlögen in Bombay gesehen, wo die unverantwortlichen Twittereien eher dazu beigetragen haben, daß die Terroristen sich aus den für sie gefährlichen Regionen zurückziehen und woanders ihr scheußliches Handwerk weiterpraktizieren konnten.