Am Tag als Techcrunch zum Massenmedium wurde

twitterSo, ich denke, jetzt isses dann soweit. Das Blog techcrunch aus den USA, eine Plattform, die sich mit Neuigkeiten aus dem Silicon Valley zu einem der bekanntesten Blogs Weltweit gemacht hat, ist endgültig in der Liga der Normal-Medien angekommen.

Der Hintergrund: Ein Hacker ist wohl an Geschäftsdokumente der Firma Twitter gekommen und hat diese den Jungs von Techcrunch zugespielt. Und die stecken jetzt ein bisschen in der Moralfalle, denn..

We’ve spent most of the evening reading these documents. The vast majority of them are somewhat embarrassing to various individuals, but not otherwise interesting. An example – there are a number of documents showing the names of people who interviewed at Twitter for various senior level positions so publishing their names would obviously be distressing for them. Most of these people remain in their current jobs. Some documents show floorplans and security passcodes to get into the Twitter offices. We’re not going to post any of those documents.

Das ist schon mal eine größere Beschäftigung mit „Redaktionsrichtlinien“, als ich Sie aus meiner Jouralistenzeit kenne. Soweit so gut. Techcrunch versucht jetzt auf die Schnelle eigene Leitlinien zu entwickeln.

Dass Medien Interna zugespielt bekommen ist nichts Neues. Ohne diese Indiskretionen, bei denen die Zuträger sehr oft gegen geltende Vereinbarungen (NDA) verstoßen, sind das Salz in der Suppe des Journalismus. Die Fragen, die sich daraus ergeben sind aber sehr interessant: Unser Rechtssystem räumt Journalisten einige nicht ganz unerhebliche Sonderrechte ein. Die sind wichtig, damit der Journalismus seine Kontrollfunktion als vierte Gewalt ausüben kann. Dazu zählen beispielsweise das Zeugnisverweigerungsrecht. Immerhin sollen der Staat oder mächtige Konzerne keinen Druck auf den Journalisten ausüben können, damit dieser mit unliebsamen Wahrheiten hinterm Berg hält.

Der Fall Twitter und Techcrunch zeigt aber, wie schwierig diese Abgrenzung, gerade bei Bloggern wird. Im Falle Techcrunch wird man sicher überzeugend darlegen können, dass es sich hierbei um professionellen Journalismus handelt. Wie aber würde sich das bei einem Wie-Du-und-ich-Blogger verhalten? Ich habe ein paar hundert Zugriffe am Tag. Mache ich also auch schon Journalismus? Was, wenn jemand die Dokumente von Twitter einfach in seinem Facebook-Account hoch lädt, oder (welch Ironie) sie einfach twittert? Ist das dann auch Journalismus, der in einem Verfahren die selben Privilegien genießt?  Müsste dann nicht einfach jeder Internet-User ein Zeugnisverweigerungsrecht haben. Schließlich bin auch ich Popelblogger heute in der Lage, eine massive weltweite Öffentlichkeit herzustellen.

Fragen über Fragen.

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