Interne Kommunikation: Ein Feld für Agenturen
Große Unternehmen sind ein Welt für sich. Ich meine das ganz wertfrei. In einem großen Unternehmen prallen die verschiedensten Menschen mit den unterschiedlichsten Lebensentwürfen, Zielen und diversen kulturellen Hintergründen aufeinander. Diese Menschen müssen gemeinsam arbeiten, um etwas zu erreichen. Sie müssen, im besten Wortsinn, zusammenarbeiten.
Fast alle großen Unternehmen haben die Wichtigkeit interner Kommunikation in diesem Feld erkannt. Die versuchen zu kommunizieren und haben dabei ganz ähnliche Herausforderungen, wie in der Außenkommunikation. Z.B. den Transport von Botschaften über massenmediale Kanäle, die Reduktion von Komplexität bei der „Deutung“ der Unternehmerischen Realitäten, Streuverluste usw.. In der Vergangenheit haben sich (ganz ähnlich wie in der Kommunikation mit der Presselandschaft) monodirektionale Medien etabliert. Sei es das Mitarbeitermagazin, das Intranet oder auch die Betriebsversammlung. Das Management spricht und die Mitarbeiter hören zu. In einigen Fällen ist das sinnvoll. Ein Management sollte niemals die Deutungshoheit über einen Sachverhalt verlieren und es tut ungemein gut, wenn alle Manager den selben Vorgang gleich interpretieren.
Vom Lautsprecher zum Katalysator
Aber das ist nur eine Seite der Medaille, denn die interne Kommunikation kann nicht nur als klassischer Management-Lautsprecher fungieren, sondern auch als Katalysator interner Kommunikationsvorgänge. Und die sind extrem wichtig und tragen zu großen Teilen zum Unternehmenserfolg bei. Hier ein kleines Beispiel:
Ein Automobilhersteller hat zwei Fabriken. Eine in Deutschland, eine in den USA. In den USA sitzt Jeff. Jeff ist ein begnadeter Prozessingenieur, der permanent neue Ideen hat, wie man den Produktionsablauf effizienter gestalten könnte. Das Problem ist: Er kann nichts tun, denn einige zu gelieferte Teile kommen vom Stammwerk in Deutschland. Da sitzt Horst. Horst ist zwar nicht so brillant wie Jeff, aber er ist seit 30 Jahren im Geschäft und kennt alle Fallen und möglichen Fehlerquellen, die bei einer Prozessänderung entstehen könnten. Was er anfasst läuft hinterher immer fehlerfrei. Wenn Jeff und Horst miteinander kommunizieren würden, dann könnte eine Prozesslinie entstehen, die sehr effizient ist und gleichzeitig sehr stabil.
Das Beispiel scheint banal. Ist es aber im Konzernumfeld nicht. Jeder, der einmal in einem großen Unternehmen gearbeitet hat weiß das. Der Austausch von Ideen ist die Achillesverse jedes großen Unternehmens, was auch der Grund dafür ist, dass die sich nur sehr langsam anpassen und verändern können. Verschiedene Abteilungen, verschiedene Interessen, verschiedene Kulturen, verschiedene Zeitzonen etc.. es gibt massenhaft Barrieren, die verhindern, dass derjenige mit der guten Idee zu dem vordingt, der sie dann umsetzen kann.
Asset: Kommunikationskompetenz
Hier kommen Kommunikationsagenturen ins Spiel, denn die haben einen wichtigen Asset: Sie wissen, wie Kommunikationsprozesse ablaufen und was man tun kann, um diese anzuregen und in halbwegs geordnete Bahnen zu lenken (zu viel Ordnung ist dabei sicher genauso kontraproduktiv, wie zu wenig). Eine der Kernkompetenzen von Kommunikationsagenturen ist (oder sollte sein) Werkzeuge und Prozesse zu kennen, mit denen sich systematisch Kommunikation herstellen lassen kann. Und zwar im Idealfall eine vernetzte Form der der Kommunikation (ist ja eigentlich eine Tautologie, aber Kommunikation wird Mmn. immer noch zu sehr als Einbahnstraße verstanden.
Social Media kann ein gutes Tool sein, wenn man den Skaleneffekt will
Der Einsatz von Social Media Tools ist zur Katalyse von Kommunikationsprozessen nicht einmal zwingend notwendig, wenn gleich diese Tools den schönen Vorteil haben, dass Sie stark skalieren. Wichtig ist dabei allein übersummative Erkenntnisse zu erreichen, wie Peter Kruse sich ausdrückt. Also einfach gesprochen: Wenn zwei sich über ein Problem austauschen ist die Chance groß, dass das Ergebnis der Erkenntnis größer ist als die Summe der Einzelerkenntnisse. Hierin liegt die Chance für Unternehmen. Wenn sich Menschen in einem Unternehmen vernetzen können steigt die Summenintelligenz des Gesamtsystems. Dies führt zu besseren Entscheidungen, besseren Prozessen, besseren Produkten und damit zu einem höheren Unternehmenserfolg. Gemessen an den Investitionskosten in ein solches System sind die zu erwartenden Profit erheblich. Gerade Branchen, die von ständiger Produktinnovation leben (z.B. Automotive, Software, Elektronik, Maschinenbau, Lifestyle etc.) können sich so stark steigern. Wichtig ist bei grundsätzlich jeder Kommuikationstechnologie, dass die strategische Ausrichtung nicht den IT-Fachleuten überlassen wird. Ich habe nichts gegen IT-ler. Bin ja selbst ein halber. Aber IT-ler denken meiner Erfahrung nach häufig in technologischen Kategorien und da entsteht schnall die Gefahr, dass ein Werkzeug zum Selbstzweck wird. IT-basierte Lösungen ist nämlich nicht eine Lösung, sondern eine Hilfskonstruktion für eine Lösung.
Natürlich muss einem bewusst sein, dass dies nur dann funktioniert, wenn alle Beteiligten auch an einer Verbesserung (= Änderung) des momentanen Zustandes interessiert sind. Dass das nicht immer der Fall ist, ist nervig, aber menschlich. Die Schaffung dieses Bewusstseins kann dann auch wieder durch die klassischen Informationsmedien geschehen. klar bleibt aber, dass eine Unternehmenskultur vorhanden sein muss, die zumindest eine offene Diskussion über Veränderungen zulässt. Was nicht immer einfach ist in hierarchischen Strukturen. Hier zeigten sich die Schnittmengen von Interner Kommunikation und Unternehmensentwicklung. Agenturen können hier mit ihrem Wissen um die Organisation von (multidirektionaler) Kommunikation einen Wertvollen Beitrag leisten können.
Bild: CC-by http://www.radpod.org/2007/07/19/internal-watershed-infarct/