FH-Joanneum: Eine Lanze für meinen Studiengang brechen

An meiner früheren Studienstätte, der FH-Joanneum in Graz – genauergesagt am Studiengang Journalismus und PR – geht die Post ab. Ich melde mich dazu erst jetzt zu Wort, weil ich die letzten drei Wochen in den USA war (mit anschließender Vulkanascheverlängerung).

Hier die Kurzzusammenfassung. Alle weiteren Informationen gibt es bei der Initiative ProJUKJPR, die von den Studenten gegründet wurde, um Aufklärung in Ihrem Sinne zu betreiben.

Seit Mitte April tauchen Vorwürfe gegen den Studiengang und seinen Leiter Heinz Fischer auf: Angeblich sei es zu Unregelmäßigkeiten im Aufnahmeverfahren (jedes Jahr bewerben sich 200+ Leute auf 28 Plätze) und zu Korruption gekommen. Fischer wurde annonym angezeigt, aber es gibt wohl Verbindungen zu (ehem.) Mitarbeitern des Studiengangs. Das sagen zumindest meine Quellen in der FH, die allerdings selbst auch mehr oder weniger in den Vorgang involviert sind.

Die Stimmung dort scheint allgemein nicht gerade wonnevoll zu sein. Es gibt im Studiengang seit langem einen mehr oder minder offenen Konflikt zwischen verschiedenen Gruppen von Lehrenden. Außerdem wurde eimem Lehrenden des Studiengangs gekündigt, zuvor hatte es massive Auseinandersetzungen zwischen diesem Lehrenden und den Studenten gegeben. Die gingen wohl soweit, dass die Studenten geschlossen seine Veranstaltungen boykottierten.

Wie nun auch immer die genaue Frontlinie verläuft: Der Imageschaden, den der Studiengang, sein Leiter und die Leute, die dort arbeiten, erlitten haben, ist ganz beträchtlich.

Racheakt? Kampagne?

Alle Leute, die ich an der FH zu diesem Thema gesprochen habe, beteuern, dass an dieser Sache nichts dran ist und betonen, dass es sich wahrscheinlich um einen Racheakt handelt. Ich kann dazu nicht wirklich etwas beitragen, weil ich weder die genauen Vorwürfe noch die Initiatoren der Anzeige kenne.
Aber ich kann aus meiner persönlichen Erfahrung berichten, dass mir KEIN FALL bekannt ist, in dem es während meiner Zeit an der FH zu solchen Unregelmäßigkeiten gekommen ist. Man muss über unseren Studiengang wissen, dass dort nichts ein Geheimnis bleibt. Es ist ein Studiengang voller (angehender) Berufskommunikatoren. Da kann wirklich niemand das Maul halten. Von solchen Vorgängen hätten wir während meiner Zeit an der FH (2002 bis 2006) mit großer Wahrscheinlichkeit erfahren.

Zusätzlich gilt auch für meinen ehem. Studiengangsleiter (mit dem ich auch nicht immer 100%ig klar gekommen bin) die Unschuldsvermutung. Gerade der Artikel in „die Presse“ lässt diese doch stark vermissen.

Ich muss ehrlich sagen: Mich ärgern diese Vorwürfe. Meine Kommilitonen und ich haben uns die Ärsche auferissen und ein Arbeits- und Lernpensum an den Tag gelegt, gegen den eine stressige Arbeitswoche im Beruf wie ein Ferienlager für Debütantinnen erscheint. Ich bin stolz auf das, was wir da geleistet haben, wie wir uns da gegenseitig durchgeholfen haben und ich empfinde es als Beleidigung, dass das, was ich mir hart erarbeitet habe, nun in den Schmutz gezogen und zur Betrügerei degradiert wird.

Was mich verwundert ist, das sich so wenige Studenten aus meinem Jahrgang (die mittlerweile an einigen recht exponierten Stellen in Medien und Wirtschaft sitzen) bisher zu der Sache geäußert haben. Denn so wie ich das sehe, wird hier nicht nur der Ruf der FH geschädigt. Dieser Konflikt betrifft auch alle Studenten, die an diesem Studiengang studieren und studiert haben.

Da die Vorwürfe so diffus sind und auch (noch) nicht zeitlich eingegrenzt wurden, sind vor allem wir ehemaligen Studenten mitangeklagt. Und das hat gravierende Auswirkungen auch auf unsere Reputation. Z.B. bei einem eventuellen Jobwechsel. Da ist immer auch die Alma Mater ein Auswahlkriterium und wenn bei einem potenziellen neuen Arbeitsgeber der Eindruck entsteht, dass der Bewerber an einer Einrichtung war, bei der es nicht mit rechten Dingen zugegangen sein soll und dieser Bewerber sich vielleicht sogar den Zugang oder bestimmte Noten erschlichen haben könnte, dann würde sich das nachteilig auf eine evtl. Bewerbung auswirken.

Ich persönlich muss sagen: Ich fühle mich von den Vorwürfen gegen meinen Studiengang und dessen Leiter mitverleumdet. Sie unterstellen indirekt, dass auch bei mir nicht ausgeschlossen werden kann, dass ich nicht aufgrund meiner Leistungen zu meinem (nicht gerade schlechten) Abschluss an dieser Einrichtung gekommen bin. Ich bin der Meinung, das auch mein (guter) Ruf beschmutzt wurde. Und das kann ich so nicht einfach stehen lassen.

Und noch mehr gilt das für die Kollegen, die jetzt gerade dort studieren und noch nicht die Möglichkeit hatten, sich zu profilieren. Also, liebe Journis und PR-ler, die ihr mein Blog lest: Die jungen Leute aus diesem Studiengang sind top. Sie hängen sich rein und sie sind prima ausgebildet. Ich würde jedem von denen ohne viel Nachdenken ein Volo oder einen Job geben. Wenn man aus diesem Studiengang rauskommt, ist man produktiv, und zwar vom ersten Arbeitstag an. Lasst Euch nicht von den Schlagzeilen beeinflussen. Ihr wisst ja selbst, wie diese bisweilen zustandekommen.

Zumindest könnte man ironischerweise anregen, diesen Fall als Fallbeispiel ins Curriculum (Krisenkommunikation, Kampagnenjournalismus, etc.) des Studiengangs aufzunehmen. Getreu nach der Devise. In einer Gesellschaft hat jeder seine Aufgabe, und sei es nur als abschreckendes Beispiel. 😉

Bild: Sandro Botticelli – Die Verleumdung. CC-by:  http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Sandro_Botticelli_023.jpg

2 Gedanken zu „FH-Joanneum: Eine Lanze für meinen Studiengang brechen

  • 04/23/2010 um 22:56
    Permalink

    Es muß doch selbst in Österreich juristische Mittel geben, z.B. Anzeige gegen Unbekannt wegen Verleumdung oder übler Nachrede, um den Intriganten nicht nur das Handwerk zu legen, sondern auch deren hinterhältige Praktiken publik zu machen. Ich bin weder Blogger, PR-ler, Journalist, Österreicher noch Joanneum-Absolvent, aber vielleicht ärgert mich so ein Vorgang gerade deshalb mehr als die genannten Kategorien, die sich vielleicht schon daran gewöhnt haben.

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