Interview: Kai Fischer über Social Media beim ADAC

Vor ein Paar Wochen habe ich Kai Fischer (twitter, xing) vom ADAC kennengelernt und wir sind gleich auf das Thema Social Media gekommen. Es wurde gleich interessant. Grund genug, mal ein Interview mit ihm zu machen.

Kai, Du bist Projektmanager für Digitale Produkte und Leistungen beim ADAC. Was genau machst Du beim Autoclub?
Ich konzeptioniere neue digitale Produkte und Services, beobachte den Markt und kümmere mich um die Weiterentwicklung bestehender Angebote. Dabei handelt es sich sowohl um klassische Online-Angebote wie Websites, als auch um mobile Services wie z.B. Apps – das Thema Social Media spielt natürlich auch eine große Rolle.

Welche Angebote für den geneigten Social Media User bietet der ADAC?
Der ADAC hat vier Themenblogs – es gibt einen Blog zum Thema Elektromobilität, einen Test-Blog für z.B. Autotests, einen Blog zum Thema Kindersicherheit im Verkehr und den „Gelber Engel“ Blog (hier geht’s zur Übersicht http://www.adac.de/home/blogs.aspx). Desweiteren sind wir mit unserem Jugendclub Young Generation bei Facebook, die Motorwelt ist fleißig bei Twitter unterwegs und natürlich haben wir auch einen ADAC YouTube Channel, wo es u.a. regelmäßig die neuesten Crashtests zu sehen gibt.

Das Thema Social Media ist beim ADAC noch recht frisch. Gerade entsteht bei uns sehr viel. Neue Angebote werden gelauncht, die Lernkurve bei bestehenden Angeboten geht nach oben. Wir sind noch nicht am Ende der Fahnstange angelangt.

Und wie schlagen sich die Angebote bis jetzt?
Insgesamt schlagen sich alle Social Media Angebote sehr gut. Ein Kracher war die Berichterstattung zum Rekord-Elektroauto Lekker-Mobil in unserem Elektromobilitäts-Blog. Ein ADAC-Redakteur begleitete die weltweit bislang längste Tour eines E-Mobils ohne Ladepause. Nach und nach kamen erste Zweifel an der Rekordfahrt auf. Der ADAC begann das Ganze kritisch zu hinterfragen. Nachdem das Rekordauto unter dubiosen Umständen abgebrannt ist, wurde in unserem Blog der Brand in der Lagerhalle genau nachrecherchiert. Aufgrund der ADAC-Recherchen wurde der Brand dann auch vom Hersteller des E-Mobils bestätigt. Dies ging letzten Endes soweit, dass sich das Bundeswirtschaftministerium einschalten musste. Große Portale wie Heise und Spiegel Online haben sich dem Thema dann ebenfalls angenommen.

Auch international schlagen unsere Blog-Angebote Wellen. Über den Crashtest eines Mitsubishi i-Miev, des ersten in Deutschland erhältlichen E-Autos aus Großserienproduktion, wurde sogar vom renommierten US-Tech Blog engadget.com berichtet. Die ursprüngliche Story und die Bilder kamen aus unserem Elektromobilitäts-Blog.

Aktuell decken wir in unserem Test-Blog gerade einen großen Etikettenschwindel an Deutschlands Tankstellen auf. Das Thema geht momentan durch die Medien – Auslöser war die Recherche unserer Online-Redakteure und die dazugehörige Story im ADAC Test-Blog.

Durch die Berichterstattung in den Blogs sind die Nutzer ganz nah am Geschehen dran und können durch ihre Kommentare direkten Einfluss auf die Story und die Entwicklung von News nehmen. Das ist auch für unsere Redaktion ein völlig neues Arbeiten.

Die Kommentarfrequenz, vor allen Dingen in den Blogs, ist sehr hoch. Das geht sogar so weit, dass die Online Redaktion aufgrund von User-Kommentaren auf neue Themen für Artikel kommt und so neuer Content sozusagen User-Generated entsteht. Auch über Twitter steigt die Dialogbereitschaft. Das Ganze ist sehr positiv.

Was wollt ihr strategisch mit eurem Engagement erreichen?
In erster Linie wollen wir mit den Mitgliedern auf Augenhöhe kommunizieren. Wir wollen die ADAC-Themen dorthin bringen, wo die Menschen sind und uns dem Dialog öffnen.

Wie seid Ihr intern Aufgestellt? Wer hat die Hosen an bei der Social Media Kommunikation? Marketing, Öffentlichkeitsarbeit, Customer Care?
Inhaltlich wird die Social Media Kommunikation von der Online Redaktion gesteuert. Generell wird Social Media beim ADAC interdisziplinär betrieben – jede Abteilung setzt sich mit dem Thema in irgendeiner Form auseinander. Gebündelt werden die Aktivitäten in unserem Bereich Digitalstrategie.

Gibt es bei Euch eine Form von Erfolgskontrolle? Wenn Ja, wie sieht die aus?
Unser primäres Ziel ist momentan Reichweite. Wir wollen möglichst viele Fans, Follower, Leser und Viewer erreichen, eine große Online-Community für die Themen des ADAC begeistern und in unsere tägliche Arbeit einbinden. Die bisherige Resonanz ist durchweg positiv – der Erfolg gibt uns also Recht. Sollte es in Zukunft spezielle Social Media Kampagnen geben, werden dafür individuelle Kennzahlen festgelegt.

Der ADAC gilt gemeinhin als erzkonservativ. War es schwer das Management von neuen Ideen zu überzeugen?
Ehrlich gesagt, war das überhaupt nicht schwer. Das Management ist gegenüber solchen Themen generell sehr aufgeschlossen.

Wie verändert der Umgang mit Social Media eine Organisation wie den ADAC?
Der ADAC wird durch Social Media schneller und offener. Die effektive Nutzung der neuesten Technologien ist für den ADAC schon immer lebensnotwendig gewesen. Die Disposition der ADAC Luftrettung oder der Straßenwachtfahrzeuge zum Beispiel könnte niemals so reibungslos ablaufen, wenn wir nicht konstant die aktuellsten technischen Entwicklungen in die Organisation integrieren würden. Ein weiteres gutes Beispiel ist die neue kostenlose Pannenhilfe-App für das iPhone. Wer mit seinem Auto unterwegs liegen bleibt, kann damit automatisch seinen Standort an die ADAC-Pannenhilfezentrale übermittelt. Dadurch wird den Mitgliedern Zeit und Nerven gespart und auch wir als Organisation optimieren so unsere Prozesse und werden besser und schneller.

Jetzt mal ehrlich. Der ADAC hat so ein gutes Image und so viel Glaubwürdigkeit. Das ist doch der einfachste Job der Welt, oder?
Ja 🙂

2 Gedanken zu „Interview: Kai Fischer über Social Media beim ADAC

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert