Social Boredom: Hab ich wirklich so lange nicht mehr gebloggt?
Neulich war ich wieder mal auf meinem Blog. Komisch, wenn man so etwas schreibt. Noch vor einem Jahr wäre mir das nicht passiert, eine Woche ohne bloggen. Aber jetzt datiert mein letzter Artikel vom 9. April und heute haben wir den 2. Juni. Das ist Krass.
Wie kommts? Klar, ich hatte in letzter Zeit viel um die Ohren, und klar, der neue Job fordert mich ziemlich und klar, familiär gab es auch eine ganze Menge. Aber ist das wirklich der Grund? Ich habe Zweifel.
Ich habe vor ein paar Jahren dieses Blog angefangen, weil mich das Thema PR-Medien und Social Media extrem interessiert haben. Es war Neuland, man musste erst einmal herausfinden, wozu das alles gut sein kann. Was das bringen kann. Was man tun sollte und was besser nicht. Diese Fragen sind heute – 2011 – hinläglich besprochen, wenn auch vielleicht nicht vollständig geklärt. Social Media gehört zum guten Ton, auch für Unternehmen, die Solcial Media nicht brauchen (ja, das gibt es) oder die besser daran täten, es nicht zu versuchen (da gibts noch viel mehr). Das Thema ist konzeptionell mehr oder weniger durch. Es gibt vereinzelt noch interessante Betätigungsfelder (ich bin nachwievor der Meinung, dass ein Social Media Management nur dann nachhaltig Sinn macht, wenn es sich auch in der Unternehmensorganistion wiederfindet) aber im großen und Ganzen ist das Thema weg von den Visionären und hin zu den Managern gegangen.
Dementsprechend ist die ganze Chose etwas langweilig geworden. Wenn ich heute meinen gut bestückten Feedreader durchforste finde ich pro Tag bei 400+ Beiträgen vielleicht einen oder zwei, die ich noch wirklich lese. Der Rest sind olle Kamellen, auch von Leuten, die gemeinhin als Avantgarde gelten (oder gegolten haben?). Facebook? Same Story. Twitter, ein bisschen besser aber auch nicht berauschend.
Die Frage ist: Mach ich was falsch? No News finds me! Ist das nur meine Sparte, die stagniert, oder ist es so, wie Alexander neulich kommentiert hat:
Was haben wir mit dem Internet gemacht?
Es war ein anarchistischer Spielplatz für Kindsköpfe, Wissenschaftler, Nerds und KreativeUnd was haben wir daraus gemacht?
Ein hochkommerzielles Mainstream Medium.
Werbung, Werbung, Werbung.
Triefend von Selbstdarstellung von Unternehmen und langweiligen Menschen.
Dazwischen ein Haufen Spam und Billionen nicht relevante Informationen.
Gewürzt mit den 3 grossen Ps (Porn, Pills, Poker)
Strebernetzwerke, die uns noch mehr Kontakte und Beziehungen versprechen um noch mehr Geld zu verdienen. Nicht zu vergessen die privaten Kontaktbörsen, die uns die große Liebe versprechen.
Smalltalk-Plattformen für noch mehr leeres Geschwätz.
Der ganze Müll verdeckt die Perlen, wegen denen wir das Netz eigentlich lieben.
Und als ob das nicht schon genug wäre, beginnen Regierungen und Konzerne jetzt auch noch zu kontrollieren und zu zensieren.Ich bin seit 1994 (fast permanent) online und jetzt ich schäme mich.
Wir haben es versaut!
Wir brauchen eine neue unverkackte Spielwiese!
Oder werd ich einfach alt?
Bild: CC-BY http://www.flickr.com/photos/functoruser
@Marc – Lool, und das schreibt jemand, der seinen Namen in dem Kommentar mit kaffee-shop.de hinterlegt.
Klasse Kommentar von Alexander! Kommerz runiniert nicht nur das Internet, sondern auch uns selbst.
Pingback: Fundstücke vom 02.06.2011 « daniel rehn – digitales & reales
Haben wir unseren Spielplatz kaputt gemacht? Vielleicht.
Wir tragen, so glaube ich, zumindest eine Teilschuld, da wir es sind, die die Kollegen, Freunde, Manager, Entscheider und wen noch alles eigentlich mit unserem großen Wissen(svorsprung) alle an die Hand nehmen müssten, um ihnen zu zeigen, dass das Internet, Social Media, Web 2.0 und wie man es noch nennen mag mehr ist als eine digitale Version der nächstbesten Reklametafel.
Und ja, das hieße auch den Bockmist derer, die vor uns über die Wiese gerannt sind und alles auf der Suche nach dem nächsten Dollar zugeschissen haben, erst einmal wegzuräumen, damit wir uns wieder etwas freier darauf bewegen können. Allerdings haben nur die wenigsten die Lust, Motivation und vor allem Freiheiten Eimerchen und Schippe wegzulegen, aus dem abgesonderten, sicheren und sauberen Sandkasten zu kommen und die Forke in die Hand zu nehmen, damit es voran gehen kann.
Aber hey, gerade hier liegt unsere Chance! Wir können es genauso gut auch sein, die die Forke über die Hindernisse hinweg doch in die Hand nehmen, um das Netz wieder zu einem Vergnügungspark machen zu können, in dem alle Spaß haben, weil sie genau deswegen herkommen.
Bis es soweit ist müssen wir aber alle anpacken und nicht immer nur darüber reden. Dann macht auch das Beobachten und Austesten der neuen Fahrgeschäfte mit den Freunden wieder Spaß, um anderen davon erzählen zu können 😉