(Die eigenen) Reden analysieren mit Wordle

Eine große Rede zu schreiben ist eine Kunst – das sagen zumindest die meisten Redenschreiber. In Wahrheit ist es aber (auch) ein Handwerk. Man kann es lernen, wenn man die Grundregeln der Rhetorik verstanden hat. Eine der wichtigsten Regeln (und nicht die Einzige) ist die Repetition. Das was wichtig ist, muss häufig vorkommen. Besonders in der gesprochenen Sprache ist das von großer Bedeutung, denn der geneigte Zuhörer kann nicht nocheinmal nachlesen, was dem Redner wichtig war. Außerdem gibt es den Effekt des Lernens durch Wiederholung (jeder, der mal Vokabeln gebüffelt hat, oder ein Musikstück einstudiert hat, wird das kennen.)

Nun ist es bei der Überprüfung einer Rede (sei es nun die eigene oder eine fremde) oft schwierig zu ermessen, ob die wichtigen Aussagen tatsächlich auch rüberkommen. Dafür gibt es ein kleines Hilfsmittel. Wordle kreiert aus einem Text eine Wortwolke, indem es die Wort je nach Häufigkeit größer oder kleiner ausgibt. Das lässt sich perfekt einsetzen. Am Anfang jeder guten Rede steht die erfolgreihe Suche nach einer Kernbotschaft. Das, was ich den Leuten wirklich sagen will. Es ist oft nur eine kleine Sache, aber die muss rüberkommen. Hier ein paar Beispiele:

Die große Rede von Winston Churchill aus dem Jahr 1940:

Wie man gut erkennen kann nehmen die Wörter survival, victory und hope eine dominierende Rolle ein. Ich denke, das war auch Churchills Intention, als er die Briten auf den Kampf gegen Nazi-Deutschland einschwor. Es wird hart und es wir viele Opfer geben, aber wenn wir Hoffnungsvoll an die Sache herangehen, dann werden wir überleben und siegreich sein.

Ganz ähnlich verhält es sich mit der „I have a Dream“-Rede von Martin Luther King

 

Die Begriffe dream und freedom nehmen hier eine zentrale Rolle ein auch das Wort negro wird häufig verwendet. Damit unmissverständlich wird, für wen King hier den Traum von der Freiheit träumt.

Das dritte Beispiel (man sollte immer drei Beispiele bringen, das ist eine goldene Regel der Rhetorik) stammt von Helmut Kohl. Es ist die berühmte Rede von den blühenden Landschaften.

Hier zeigt sich, dass es Kohl in dieser Rede vor allem um das gemeinsame Miteinander der (wiedervereinigten) Deutschen geht. Die Begriffe Deutschen und gemeinsam stehen stark im Vordergrund. Wirtschaftliche Angleichung steht dagegen nicht so sehr im Mittelpunkt. So gesehen war die berühmte Metapher von den „blühenden Landschaften“ eine geschickte Ablenkung. Denn in Wirklichkeit ging es nur um die Verwirklichung der Wiedervereinigung (unter welchen bedingungen auch immer). Zumindest, wenn man Wordle glaubt.

2 Gedanken zu „(Die eigenen) Reden analysieren mit Wordle

  • 02/01/2012 um 11:10
    Permalink

    @Michael Kausch – Hihi, das Postkartengeschäft ist ein harter Verdrängungswettkampf. Das müsste man mal besprechen. Vielelciht bei einem Besuch im Münchner Verkehrsmuseum? 😉

    Antwort
  • 02/01/2012 um 09:48
    Permalink

    Ich nutze das Tool seit ein paar Jahren um Kunden klar zu machen, dass ihr Website ihr selbstgewähltes Unternehmensprofil aber auch so gar nicht widerspiegelt. Ein echter Auftragsbringer 😉
    Aber Deine Idee mit den Reden ist natürlich genial. Geschäftsidee: Daraus intelligente und zeitgemäße Ansichtskarten produzieren. Na komm Flo: lass uns eine Firma gründen ;-))

    Antwort

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert