Skillset: Das muss man als (interner) Kommunikator können

Letzte Woche habe ich zusammen mit einer Kollegin einen Vortrag an meiner alten FH zum Thema PR gehalten. Sehr nette und vor allem gute junge Kollegen sind das. Ideale Junior-Berater in meinen Augen. Wer einen braucht. Kann sich ja kurz melden.
Anyway. Wir haben auch darüber gesprochen, welche Skills ich von einem jungen PRler erwarten würde. Hier die Zusammenfassung.

Technische Fertigkeiten:

  • Schreiben: Eine ordentliche, verständliche Schreibe gehört absolut zum Standard. Wer sich nicht schriftlich ausdrücken kann, hat in dem Job nichts verloren. Journalistische Vorkenntnis ist gut, aber nicht unbedingt notwendig. Wichtiger ist, Sachverhalte klar und ohne Zweideutigkeiten darstellen zu können. Fürs Schreiben braucht man übrigens kein Talent. Das ist ein Handwerk, man kann es lernen. Saubere Rechtschreibung ist wichtig und meine schwache Seite. Wird darum als letzter Punkt aufgeführt. 🙂
  • Lesen: Lesen sollte man auch können und mehr noch man sollte es mögen. Der Beruf besteht zu etwa 50% aus Lesen: eigene Texte, Texte von anderen, Nachrichten, Präsentationen. Wer nicht gern liest, der wird nicht glücklich.
  • Sprechen: Schweigen ist Silber, reden ist Gold. Meist gilt dieser Grundsatz. Wer also nicht gerne mit anderen Menschen spricht und ein gewisses Sendungsbewusstsein an den Tag legt, der wird als interner Kommunikator sicher keine optimale Leistung bringen. Wenn man in einem großen Unternehmen arbeitet, dann beschränkt sich sprechen auch nicht auf die Muttersprache. Verhandlungssicheres Englisch ist Pflicht, ein bis zwei weitere Fremdsprachen schaden sicher nicht. Ebenfalls nicht unwichtig ist universelles Halbwissen. Wer sowohl mit dem Vorstand über Golf und Börse parlieren kann als auch mit dem Schichtarbeiter über Fußball und die Vorzüge eines Turbomotors, der tut sich leichter.
  • Rechnen: Kommunikation besteht zumeist aus der Steuerung vieler verschiedener Kanäle, Agenturen und Prozesse. Die haben alle ein Budget und man muss schauen, wie man dieses Budget am sinnvollsten (und sparsam) einsetzen kann. Außerdem sehen es Controller gar nicht gerne, wenn man ein Budget überzieht. Rechnen und planen sind also eine Grundvoraussetzung  für jeden Kommunikator. Grundkenntnisse in BWL (Rückstellungen, Abschreibungen, GuV, Kostenstellen usw.) sollte man auch drauf haben.
  • Internet: Wer unter 25 ist und dieses Medium nicht beherrscht, hat mmn. den Beruf verfehlt. Dazu zählt: Seiten aufbauen, Umgang mit Foren und Blogs, Twitter, Facebook und den darin enthaltenen Inhalten (Text, Bild, Video und Kommentar) ebenso wie HTML-Grundkenntnisse (das Latein des Internets) sowie Meisterschaft bei der Netzrecherche.
  • Old Paper: Kommunikation bietet viele schöne alte Kanäle. Vom Poster über das schwarze Brett bis hin  zur guten alten Broschüre (Germans love it) und der gedruckten Mitarbeiterzeitung. Grundkenntnisse in DTP und Bildbearbeitung sind zwingend notwendig, um eine Agentur zu führen, die das dann umsetzt. Ein gewisses Auge für Bildredaktion kann man erlernen.
  • Fachkompetenz: Der Grundsatz „know your product to detail“ gilt auch für Kommunikation. Ich kann nicht für eine Computerfirma arbeiten, wenn ich nicht verstanden habe wie die Software funktioniert und was die Stärken und die Schwächen des Produkt im Vergleich zur Konkurrenz sind. Wer das nicht drauf hat wird sich schwer tun. Spätestens nach 6 Monaten sollte man soweit sein, dass ein Ingenieur nicht mehr mit den Augen rollt. Wer in einem Softwareunternehmen arbeiten will, aber partout nichts über Software lernen will, der hat dort nichts verloren. Ich würde deswegen auch niemals in der Kosmetikbranche arbeiten. Kosmetik interessiert mich einen Scheiß.

Soft-Skills:

  • Empathie: Das ist vielleicht mit dem Schreiben das Wichtigste. Es gibt Menschen, die können sich gut in andere hineinfühlen und deren Verhalten „verstehen“ und vielleicht sogar vorhersagen. Das ist ungemein wichtig, denn es geht hier um Menschen und deren Verhalten. Es gibt auch Menschen, die können das nicht so gut. Die sind leider nicht so geeignet.
    Grundwissen in Soziologie und Psychologie sind wichtig; kann man sich aber auch im Selbststudium aneignen.
  • Humor: Es wird sicher für jeden Kommunikator der Punkt kommen, an dem man vor der Wahl steht: Ausflippen und mit dem Katana ins Büro gehen, oder das Ganze einfach von der komischen Seite zu betrachten. Wer gewisse Dinge im Arbeitsleben nicht so ernst nimmt, der lebt erheblich länger. Man sollte auch versuchen, nicht zum Zyniker zu werden. Das fällt manchmal schwer. Humorvolle Menschen können meist besser mit anderen Menschen. Das ist ziemlich wichtig in diesem Job.
  • Leidensfähigkeit: Manche Kommunikatoren haben zwei Grundleiden. Erstens: Wenn alles gut läuft im Unternehmen, dann nimmt niemand vor Deiner Arbeit Notiz. Dementsprechend kümmert sich auch niemand darum und es ist fast unmöglich, die nötigen Ressourcen zu bekommen (Zeit, Geld). Wenn es dem Unternehmen dann schlecht geht, soll man die Feuerwehr spielen. Das funktioniert aber nicht, weil das Grundvertrauen ins Management und die Kommunikation dann bereits vergiftet ist. Damit muss man umgehen lernen.
    Das zweite Grundleiden ist, dass es bisweilen Unternehmensangehörige gibt, die denken, nur weil sie sprechen können, können sie auch kommunizieren. Dem ist dann häufig nicht so; mit entsprechend haarsträubenden Konsequenzen. Speziell größere Unternehmen leiden häufig an diesen beiden Krankheiten. Das liegt in der Natur der Sache und man muss einfach das Beste daraus machen.
  • Durchsetzungsfähigkeit: Damit die Leidensfähigkeit nicht überstrapaziert wird, sollte man – zumindest ab und zu – in der Lage sein, etwas durchzusetzen. Da gibt es die verschiedensten Typen. Den Polterer, den Bündnisschmieder… für mich persönlich hat sich die Strategie „freundlich nerven“ als praktikabel erwiesen. 🙂
  • Verlässlichkeit: Timing ist absolut wichtig in der Kommunikation. Es ist genau so wichtig, wie die Inhalte selbst. Darum muss man 100% verlässlich arbeiten. Kommunikation kann sehr schnell sehr sensibel werden (Mitarbeiter reagieren verständlicherweise sehr sensibel auf das Thema Arbeitsplatzabbau). Wer das Vertrauen von Vorstand oder Mitarbeitern und Öffentlichkeit durch Schludrigkeiten verspielt, der ist raus.
  • Mut: Gerade weil es in der Kommunikation sehr schnell sehr sensibel wird, tut man sich mit neuen Dinge oft sehr schwer. Die Konsequenzen eines Scheiterns in der Kommunikation sind erheblich. Darum braucht es eine Portion Mut, wenn man Dinge neu gestalten will. Den Mut braucht es auch, wenn man einem Abteilungsleiter oder vielleicht sogar einem Vorstand sagen muss, dass etwas aus der eigenen Sicht falsch läuft. In beiden Bereichen sollte man Mut aber bitte nicht mit Lebensmüdigkeit verwechseln.
  • Langer Atem: Kommunikationsprozese sind eng mit der Kultur von Unternehmen verknüpft. Die ändert sich nur seeeeeeeeeehr langsam. Die konservativen (nicht politisch gemeint) Kräfte in einem Unternehmen sollte man nicht unterschätzen. Wenn man etwas bewegen will, ohne dabei wahnsinnig zu werden, braucht man einen langen Atem und Humor (siehe: Humor).
  • Schnelligkeit und Stressresistenz: Andererseits gibt es Dinge, die müssen wirklich schnell passieren. Im schlimmsten Fall, weil etwas Schlimmes passiert ist (Unfall, feindliche Übernahmeversuch etc.) oder aber auch nur, weil irgendjemand etwas verbummelt hat und man nun noch bis übermorgen die Berichterstattung dafür schreiben und mit 17 Fachabteilungsleitern abstimmen muss. Da sollte man möglichst nicht die Nerven verlieren.
  • Der Schritt mehr: Jemand, den ich sehr verehre hat mal gesagt: Kommunikation wird dann erst richtig gut, wenn man bereit ist, immer etwas mehr zu tun, als notwendig wäre. Diese Formulierung noch schleifen, diese Powerpoint-Folie noch pimpen, dieses Artikellayout nochmal mit der Agentur durchkauen. Diesen Kommentar noch beantworten, obwohl es Samstag 22 Uhr ist. Es ist ein bisschen wie bei allem im Leben. Der Unterschied zwischen „geht so“ und „Wow“ liegt in der Passion die man für eine Aufgabe aufbringt. Das quält einen manchmal, aber es macht den Unterschied.
Ergänzungen gerne willkommen.

2 Gedanken zu „Skillset: Das muss man als (interner) Kommunikator können

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