PR: Wir dürfen nicht scheitern, aber wir sollten

Ich sag’s mal wie es ist. Scheitern ist scheiße. Keiner fühlt sich wohl dabei, wenn er etwas in den Sand setzt. Leute werden wütend, man zeigt mit dem Finger auf dich. Man fühlt sich hundeelend, macht sich Vorwürfe und versucht verzweifelt zu verstehen, was schief gelaufen ist. Gerade unsere (deutsche) Kultur ist nicht gerade Fehlertolerant. Fehler sind ein Zeichen von Schwäche und Schadenfreude ist nicht zuletzt deshalb ein Wort, dass es nur auf Deutsch gibt.

In der PR ist das Verbot des Scheiterns besonders hoch, denn wenn wir scheitern, passiert es in der Öffentlichkeit, ist für alle und jeden sichtbar und dank Internet und Google auch ewig auffindbar. Das ist natürlich hochnot peinlich. Nicht nur, dass man sich selbst zum Affen macht, man diskreditiert auch noch seinen Sprecher (im Schlimmsten Fall der CEO) und fügt dem Unternehmen empfindliche Dellen in der Reputation zu.

Dementsprechend ist Scheitern in der Öffentlichkeitsarbeit verboten. Zumindest denkt man das landläufig. Aber ist das gut? Wenn man sich die Lebensgeschichten von praktisch allen Menschen anschaut, die Großes vollbracht haben, dann ist eine Sache fast allen gemein. Sie sind mehrfach grandios gescheitert. Steve Jobs machte katastrophale Fehler, Thomas Edison entwickelte 9000 Versionen der Glühbirne bis es funktionierte. Max Levchin gründete 4 Unternehmen, die alle grandios scheiterten. Das fünfte war dann PayPal. Es zeigt sich. Wer arbeitet, der macht Fehler und wer neues Ausprobiert, der macht quasi zwangsläufig Bekanntschaft mit dem Scheitern.

Ist das der Grund, warum wir in der PR viele quasi liturgische Elemente haben, angefangen von der Pressemitteilung über die festen Abläufe eine Pressekonferenz bis hin zu den Quartalszahlen. Was sich einmal als funktionierend herausgestellt hat wird nicht mehr strukturell verändert. Aus Angst, dass man sich mit etwas anderem blamiert? ich sehe ganz wenig Innovation in meiner Branche und das ist sicher systemisch. Wenn die Vermeidung des (öffentlichen) Scheitern eine Voraussetzung für PR ist, dann kann die Innovationskraft nicht sehr groß sein.

Wir müssen ertragen öffentlich zu scheitern, damit wir die PR weiter bringen. Idealerweise würden Chefs, CEOs und auch die Journalisten das verstehen. Aber das dürfte wohl ein Traum bleiben.

 

Bild: CC-BY

2 Gedanken zu „PR: Wir dürfen nicht scheitern, aber wir sollten

  • 03/16/2015 um 10:54
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    In Ansetzen stimme ich dir zu. Frei nach dem Motto aus Fehlern lernt man eben. Aber leider ist es so das wenn Fehler passieren sich das ganz schnell rum spricht und dann bekommt man keine Aufträge mehr. Wenn man keine Aufträge mehr hat dann hat man kein Geld mehr. Ohne Geld nichts zu Essen und so weiter.

    Aus dem Grund dürfen keine Fehler passieren oder wenn doch mal einer passiert dann wird es schnell so dargestellt als ob es Absicht ist.

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  • 12/10/2014 um 06:05
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    Sehe ich genau so, unsere (Deutschland und Österreich) Fehlerkultur, wenn man hier von Kultur sprechen kan ist eine `Null Fehler“ Kultur, die ein Scheitern und den Umgang damit tabuisiert, und genau um den Umgang mit dem Scheitern geht es, denn daraus ergibt sich ein grosses Lernpotential. LG Siegi

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